Statement zur Entscheidung über die Größe des neuen Lehrschwimmbeckens in der Stadtratssitzung am 22. Juli 2021
Zur Ausgangssituation ist zu sagen, dass neben dem vom Bürgermeister einzig genannten Schwerpunkt „Schwimmenlernen“ der Stadtrat bereits im Dez 2019 klar bekundet hat, dass auch eine öffentliche Nutzung des Lehrschwimmbeckens möglich sein muss – unklar ist, warum das in der Aufzählung der Verwaltung nun unterschlagen wurde.
Darüber hinaus: Hilpoltstein braucht als Sportstadt adäquate Trainingsmöglichkeiten und es gibt eine hohe Nachfrage im Bereich des Gesundheitssports. Die Volkshochschule ist hier als große Anbieterin aktiv, es bestehen aber auch viele Angebote der Vereine.
Zur Standortwahl
Der Standort an der Grundschule ist der einzig richtige, zur Frage wo auf dem Grundschulgelände gibt es unterschiedliche Ansichten. Aber, der Beschluss ist getroffen, es wird einen Ersatzneubau an gleicher Stelle geben.
Schade ist es trotzdem, dass es bis heute keinen Austausch im Gremium über die Entwicklungspotentiale der Grundschule in Zusammenhang mit dem kommenden Ganztagesanspruch gegeben hat. Ich bin mir sicher, dass dies zwischen Verwaltung und Grundschulleitung erfolgt, verstehe aber nicht, warum der Bürgermeister den Austausch hier im Gremium fürchtet.
Die gesamte Grundschulfamilie, vom Schulleiter über die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler bis hin zu den Eltern, leisten Hervorragendes, das steht ganz außer Zweifel, auch und gerade in Zeiten der Pandemie. Die Zeit seit März 2020 ist eine große Herausforderung. Und gerade auch deswegen hat es die Grundschule verdient, dass man mit größtmöglicher Transparenz über Entwicklungspotentiale spricht und ich bin mir sicher, dass wir über die Fraktionen hinweg an einem Strang ziehen, unseren Grundschulstandort weiter zu festigen und fit für die Zukunft zu machen.
Wir müssen Überlegungen und Optionen in der Schublade haben, wenn das Thema Ganztagsschule ansteht. Dazu zählt für mich auch die Frage: Sind es nicht wir als Sachaufwandsträger der Grundschule, die mittelfristig davon profitieren, zusätzliche Räume für Bewegung zur Verfügung zu haben. Die Synergien zwischen TV und Grundschule sind ja schon jetzt hervorragend und könnten gerade auch im Ganztag für den wichtigen Ausgleich zum Sitzen im Unterricht sorgen.
Der Stadtrat hat sich mit Mehrheit dafür ausgesprochen, den Weg mit dem TV weiterzugehen. Ich möchte ergänzen, wohlwollend und zielorientiert. Das bedeutet nicht, dass wir alle Kosten tragen, darum geht es dem TV ja aber auch nicht.
Zur Größe des Schwimmbeckens
Ich habe die Grundschulleitung immer so verstanden, dass ein 16 2/3-Becken für den Schwimmunterricht der Grundschule ausreichend sei, sich ein 25-Meter-Becken aber auf keinen Fall negativ auswirkt. Eher im Gegenteil, denn es ermöglicht einen Parallelbetrieb mehrerer Gruppen, das haben mir mehrere Lehrkräfte bestätigt, die selbst Schwimmunterricht geben. Und ich weiß dies aus eigener Erfahrung, das trifft nicht nur auf die Grundschulstufe, sondern auch auf höhere Jahrgangsstufen an Mittel- und Realschule und am Gymnasium zu.
Die Schwimmausbildung außerhalb des Schulsports ist durchgängig auf Distanzen von 25 Metern, bzw. Vielfachen davon ausgelegt und dies nicht ohne guten Grund. Es geht in der Schwimmausbildung nicht darum, sich irgendwie, notdürftig über Wasser halten zu können, sondern es geht darum, sicher Distanzen überwinden zu können. Wenn ich mich dazu nur von Beckenrand zu Beckenrand abstoße, erreiche ich dieses wichtige Ausbildungsziel nicht und habe nicht die notwendige Sicherheit im offenen Gewässer. Und wir wissen, was aktuell an unseren Seen los ist. 2019 sind in Bayern fast 100 Menschen ertrunken!
Wer in den letzten Tagen BR24 gehört hat weiß: Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist aktuell sehr hoch, Corona bedingt; aber auch unabhängig davon legen Eltern großen Wert auf eine Schwimmausbildung ihrer Kinder um, im schlimmsten Fall tödliche Unfälle zu vermeiden. Und die Gefahr ist eben gerade bei Kindern besonders groß – Stichwort sekundäres Ertrinken.
Ich halte es für nicht redlich, es so hinzustellen, dass ein 25-Meter-Becken allein den erwachsenen Triathleten zugutekäme. Dies ist nicht der Fall! Insgesamt führt ein größeres Becken zu einer überproportional höheren Kapazität. Auch deshalb hat das Büro bauatelier bereits im Juli 2019 die Empfehlung für ein 25-Meter-Becken ausgesprochen. Ergänzend dazu hat das Büro zu Beginn dieses Jahres festgestellt, dass sich aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten beide Varianten und damit auch die 25-Meter-Variante realisierbar darstellen.
Die „Nähe“ zu anderen Schwimmbecken in Greding (20 Kilometer), Georgensgmünd (20 Kilometer) oder gar Schwabach, Nürnberg, Neumarkt oder Weißenburg (30 Kilometer) kann das nur bedingt abfangen, die Nachfrage ist vor Ort da. Dabei geht es nicht um ein Spaßbad, es geht um sicheres Schwimmenlernen, um gute Trainigsmöglichkeiten (gerade auch für den Nachwuchs) und um wohnortnahe Angebote im Bereich des Gesundheitssports.
Dass der Bürgermeister einen mehrheitlichen Beschluss, den der Stadtrat im Mai dieses Jahres getroffen hat, konsequent ignoriert und sinngemäß sagt „das interessiert mich nicht, wir machen weiter wie bisher“ will ich hier gar nicht weiter diskutieren. Es verwundert einen aber schon, wenn die SPD auf das gleiche Pferd aufschwingt und von einem Prestigeprojekt spricht.
Eines muss klar sein, das Schwimmbecken an der Grundschule ist alles andere als ein Prestigeobjekt, es ist eine notwendige Investition in die Zukunft des Schulstandorts Hilpoltstein und es ist gleichermaßen eine nachhaltige Investition in die Sport- und Vereinslandschaft der Stadt und darüber hinaus ist es eine Investition in die Gesundheit unserer (älter werdenden) Bevölkerung.
Als eines von drei Mittelzentren im Landkreis Roth (neben Roth und Wendelstein) und als einziges Mittelzentrum im südlichen Landkreis (Altlandkreis Hilpoltstein) hat Hilpoltstein eine Erschließungsfunktion auch für das Umland. Hilpoltstein ist der zentrale Schulstandort im südlichen Landkreis. Der Bedarf ist also da und der stetige Zuzug, gerade junger Familien wird die Nachfrage in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen lassen.
Mit Blick auf die Zukunft können Bedarf und Nachfrage nur durch entsprechende Kapazität eines 25-Meter-Beckens befriedigt werden. Alle Diskussionen und Planungen zeigen, hier geht es nicht um Luxus, nicht um Prestige und nicht um Wunschdenken, wie Bürgermeister und SPD es immer und immer wieder suggerieren. Nein, es geht um eine nachhaltige Investition für die nächsten, mindestens, 25 Jahre. Wenn wir jetzt zu klein zu planen und zu klein bauen, dann schränkt das unsere künftigen Entwicklungspotentiale massiv ein – weil ein Lehrschwimmbecken nicht mal eben um fünf oder zehn Meter verlängert werden kann.
Zu den Kosten
Nein, das Sparschein geht nicht baden, wie Bürgermeister und SPD es die Bürgerinnen und Bürgern glauben lassen wollen.
Es geht dabei um zwei Bereiche, zum einen die Investition in den Bau und zum, anderen um den jährlichen Unterhalt. Dazu liegen ein detaillierter Kostenrahmen und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor – insgesamt also ein umfangreiches Zahlenwerk, das immer im Ganzen zu betrachten ist. Dabei Einzelwerte, ohne Kontext, in den Raum zu stellen wird der Ernsthaftigkeit nicht gerecht, mit der wir hier im Gremium über die Zukunft der Stadt entscheiden. Anderen Fraktionen zu unterstellen, sie würden die kommunalen Finanzen „an die Wand fahren“ wollen ist einfach nur lächerlich.
Daher nun zurück zur Gesamtschau der Zahlen – ich beziehe mich dabei immer auf die Varianten mit öffentlicher Nutzung:
Die Herstellungskosten – also die Kosten, die den Haushalt der Stadt Hilpoltstein belasten – liegen bei 3,29 Mio für ein 16 2/3-Becken und 3,83 Mio für ein 25-Meter Becken. Die Differenz beim Bau beträgt somit rund 540.000,- Euro.
Der Vergleich des Defizits des Lehrschwimmbeckens mit dem Defizit des Freibads hinkt, auf der einen Seite eine freizeitorientierte Einrichtung, auf der anderen Seite eine für den Schulsport ausgerichtete Einrichtung. Das jährliche Defizit (inkl. Abschreibung und Verzinsung) beläuft sich auf 400.000,-, bzw. 545.000,- Euro. Wir sprechen also von einer Mehrbelastung in Größe von 145.000,- Euro/Jahr für ein 25-Meter-Becken mit öffentlicher Nutzung. Diese Mehrbelastung liegt in einer Größenordnung, die die Stabilität des kommunalen Haushalts nicht in Gefahr bringt.
Nach gründlicher Bewertung und Abwägung aller Informationen ist ein 25-Meter-Becken die sinnvollste Lösung, die den Haushalt nicht über Gebühr strapaziert und eine möglichst große Kapazität bietet.